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2022-10-08 18:13:23 By : Ms. Emma Yin

E s scheint ein neurotischer Reflex von uns Menschen zu sein: Wenn wir einen Knopf sehen, müssen wir ihn drücken. Doch manche können wir so oft betätigen wie wir wollen und trotzdem passiert scheinbar nichts. Sind sie nutzlos? Reine Placebo-Knöpfe?

Karen W. Penafiel ist Vorsitzende der „National Elevator Industry Inc.“, eines US-Verbandes für den Transport innerhalb von Gebäuden. Sie kennt sich also aus mit Fahrstühlen. Gegenüber der „New York Times“ sagte sie vor ein paar Tagen: Die „Tür-Zu-Knöpfe“ in Aufzügen funktionieren in den USA nicht.

Und das seit 1990 nicht mehr. In dem Jahr trat in den Vereinigten Staaten der sogenannte “Americans With Disabilities Act“ in Kraft. Er verbietet die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Unter anderem schreibt diese Regelung vor, dass Fahrstuhltüren lange genug für gehbehinderte Menschen geöffnet bleiben müssen.

In Deutschland gilt das US-Gesetz natürlich nicht. Dennoch funktionieren auch hierzulande die „Tür-Zu-Knöpfe“ - zumindest gefühlt - häufig nicht. Wir haben bei zwei Fahrstuhlherstellern nachgefragt:

Auch in den Aufzügen von Thyssenkrupp sind die Knöpfe grundsätzlich funktionsfähig. Soviel dazu.

Je nach Programmierung schließt die Tür ohnehin nicht sofort. Und wenn etwas die Lichtschranke der Tür blockiert, reagiert der Knopf gar nicht. So kann man niemanden vorsätzlich in der Tür einklemmen.

Manche Fahrstühle verfügen zudem über eine sogenannte Vorraumüberwachung. Wenn sich dort noch Personen aufhalten, ist der „Tür-Zu-Knopf“ ebenfalls nutzlos.

Moderne Aufzuganlagen, bei denen man beim Rufen des Lifts die Etage wählen kann, prüfen ebenso, „ob noch weitere Passagiere auf dem Weg zur Kabine sind. Auch in diesem Fall ist der „Tür-Zu-Taster“ zeitweise ohne Funktion“, so Stefan Gerstenmeyer von Thyssenkrupp.

Die Schließknöpfe in deutschen Aufzügen funktionieren also, aber bewirken meistens einfach nichts. Ganz toll.

Doch in diesen Fällen haben sie immerhin noch einen enormen psychologischen Effekt: Durch Drücken des „Tür-Zu-Knopfs“ bekommen wir das Gefühl, die Situation zu kontrollieren und aktiv zu gestalten. Und das hinterlässt bei uns ein gutes Gefühl.

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