EZB erhöht Leizinsen deutlich: Was das bedeutet – Forbes Advisor Deutschland

2022-10-08 18:05:06 By : Ms. Jenny Shu

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im September 2022 die Leizinsen erneut erhöht, um 0,75 Prozentpunkte. Es ist der größte Zinsschritt in der Geschichte der EZB.

Ein wichtiger Grund für das deutliche Signal war die Rekordinflation von 9,1 Prozent in der Euro-Zone im August 2022. Das erste Mal hatte die EZB am 21. Juli die Leitzinsen angehoben und markierte damit die Zinswende.

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Die Währungshüter wollen in erster Linie die hohe Inflation senken, indem sie die Inflationserwartungen der Wirtschaftsteilnehmer senken. Es geht dabei auch um die Glaubhaftigkeit der EZB.

Im Artikel beschreiben wir zunächst kurz vorab, was hinter der Zinserhöhung steckt und mit welchen Folgen wir rechnen können. Anschließend erklären wir, was Leitzinsen eigentlich sind und noch einmal ausführlicher, wie Inflation und die EZB-Politik zusammenhängen. 

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Die Theorie besagt: Solange (Leit-)Zinsen (wie in den vergangenen Jahren) niedrig sind, animiert dies uns Menschen, Geld auszugeben. Mit dem Konsum steigt die Nachfrage nach Gütern und damit steigen die Preise. Das kann das zu einer Inflation führen, zur sog. nachfrageinduzierte Inflation. Normalerweise erhöht die Notenbank dann die (Leit-)Zinsen, Sparen wird wieder attraktiver, die Leute konsumieren weniger und die Preise gehen zurück.

Allerding: Der Mechanismus funktioniert eigentlich nur, wenn Inflation nachfrageinduziert ist.

Im Moment steigen die Preise jedoch, weil Energie und andere Wirtschaftsgüter knapp sind. Man sagt, die Inflation ist angebotsinduziert.

Die Notenbanken der Welt heben die Zinsen aktuell trotzdem an, weil sie verhindern wollen, dass Wirtschaftsteilnehmer die hohen Inflationsraten als neue Normalität ansehen und sie einpreisen. Die Notenbanken müssen reagieren, um Glaubwürdigkeit zu bewahren, für stabile Preise sorgen zu können, mit denen Wirtschaft und Verbraucher planen können. Mittelfristig kann diese Strategie aufgehen.

Kurzfristig animieren höheren (Leit-)Zinsen allerdings zum Sparen. Bzw. wir Menschen geben das Geld, das wir haben, für die teure Energie aus, und können kaum noch etwas anderes konsumieren. Obwohl wir also de facto auf Konsum verzichten, sinkt die Inflation trotzdem erstmal nicht. Knappe Güter bleiben knapp (und teuer).

Folgen für die Wirtschaft: Schleppender Konsum und ggf. Produktionsausfälle können die Wirtschaft vorübergehend in eine Rezession führen. Eine Rezession gibt es dann, wenn die Wirtschaft eines Landes zwei Quartalen hintereinander schrumpft. Dann gehen ggf. Jobs verloren, Steuereinnahmen brechen ein etc.

Folgen für Sparer: Es gibt wieder Guthabenzinsen auf Tages- und Festgeldkonten. Das Verwahrentgelt für große Geldbeträge auf dem Girokonto fällt bei den allermeisten Banken weg. Kredite, insbesondere Immobilienkredite, werden teurer.

Einige der ungewünschten wirtschaftlichen Folgen lassen sich ggf. durch staatliche Maßnahmen eindämmen. Lies dazu auch unsere Artikel zum Entlastungspaket.

Der Leitzins ist sozusagen der Zins der (Kredit)zinsen. Er ist das Instrument Nummer eins der Notenbanken weltweit, um die Geldmenge und indirekt die Höhe der Verbraucherpreise zu steuern.

Die sogenannte Hauptrefinanzierungsfazilität ist der eigentliche Leitzins. Daneben gibt es zwei weitere EZB-Zinsen, den Spitzenrefinanzierungssatz und den Einlagenzins. Manchmal werden auch alle drei Zinsen als die Leitzinsen bezeichnet.

Er gibt vor, zu welchen Konditionen sich Banken über einen längeren Zeitraum – zwischen zwei Wochen und drei Monaten – Geld von der EZB leihen können. Das Zentralbankgeld wird über ein Auktionsverfahren an die Banken vergeben und landet auf deren Konto bei der Zentralbank. Die Banken müssen dafür Sicherheiten hinterlegen, meist sind das Anleihen oder Pfandbriefe. 

Im Idealfall geben Banken dann das geliehene Geld mit einem Zinsaufschlag über Kredite an Unternehmen oder Privatleute weiter und setzen so den Anreiz für Konsum und Investitionen. Nach jahrelangen Nullzinsen hat die EZB am 27. Juli den Leitzins auf 0,5 Prozent und zum 14. September weiter auf 1,25 Prozent erhöht.

Er liegt in der Regel höher als der Hauptrefinanzierungssatz, seit dem 14. September 2022 bei plus 1,5 Prozent. Banken zahlen ihn, wenn sie kurzfristig (über Nacht) mehr Geld benötigen, um zahlungsfähig zu bleiben. Es ist also ein dringender Kredit, daher sind die Zinsen, die die EZB verlangt, höher. Alternativ haben Banken immer die Möglichkeit, sich bei anderen Banken über Nacht (und idealerweise etwas günstiger) Geld zu besorgen.

Er liegt immer unter dem Hauptrefinanzierungssatz. Es ist der Zins, der anfällt, wenn Banken überschüssiges Geld über Nacht auf ihrem Zentralbankkonto liegen lassen. Seit 2020 lag der Einlagenzins bei minus 0,5 Prozent. Erst am 21. Juli 2022 schaffte die EZB diesen Negativzins ab. Banken mussten der EZB seither keine Strafzinsen mehr zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Zentralbank parken (müssen). Ab 14. September steigt der Einlagenzins auf 1,25 Prozent.

Vom Einlagensatz leiten sich die Sparzinsen für unser Girokonto oder Tagesgeldkonto ab. Viele Banken hatten den Negativzins der EZB direkt weitergegeben, etwa an Kunden, die mehr als 25.000 Euro auf ihrem Girokonto liegen haben. Nun, wo die Zinsen ins Positive drehen, schaffen Banken negative Einlagenzinsen großflächig ab. Immer mehr Banken reagieren mit besseren Angeboten beim Festgeld oder Tagesgeld.

Über den Leitzins lässt sich die Geldmenge beeinflussen, was wiederum die Preise beeinflusst. Doch wie wirkt sich ein bestimmter Leitzins genau auf Verbraucher und Unternehmen aus?

Ein niedriger Leitzins bedeutet, dass Banken Geld günstig abrufen können. Das Angebot an Geld steigt kurzfristig. Jeder existierende Euro verliert damit etwas an Wert und diese Geldentwertung macht sich über steigende Preise bemerkbar. 

Genauer entstehen die höheren Preise dadurch, dass Verbraucher lieber sofort konsumieren, als dass sie die Geldentwertung auf dem Sparkonto dulden. Steigt die Nachfrage nach Gütern, steigen die Preise. 

Gleichzeitig animieren günstige Kreditzinsen und eine höhere Nachfrage der Konsumenten Unternehmen, in ihre Produktion zu investieren, also etwa ihr Geschäft zu vergrößern. Mehr Angebot an Gütern würde die Preise dann wieder etwas sinken lassen. 

Insgesamt soll sich idealerweise eine Preissteigerung von etwa 2 Prozent ergeben. 

Die Zentralbank wird den Leitzins dann absenken bzw. niedrig halten, wenn sie beobachtet, dass Preise stagnieren. Die Zinssenkung soll dann wie ein Impuls wirken, der Verbraucher und Unternehmen wieder aktiv werden lässt. 

Ein hoher Leitzins bedeutet, dass es für Banken teuer ist, neues Zentralbankgeld abzurufen. Sie tun dies also tendenziell weniger, das Angebot an Geld sinkt. Jeder existierende Euro gewinnt damit etwas an Wert. Die gleiche Ware wird billiger. 

Genauer entstehen die niedrigeren Preise dadurch, dass Verbraucher ihren Konsum lieber etwas aufschieben und stattdessen mehr sparen, weil es auf dem Sparbuch Zinsen gibt – das Sparen also belohnt wird. Sinkt die Nachfrage nach Gütern, sinken die Preise. 

Gleichzeitig bremsen teurere Kreditzinsen und eine geringere Nachfrage der Konsumenten die Investitionsvorhaben von Unternehmen. Eher würde man das bestehende Geschäft am Laufen halten. Gleiches oder geringeres Angebot an Gütern würde die Preise wieder etwas steigen lassen. 

Die Zentralbank wird den Leitzins dann anheben bzw. auf einem höheren Niveau belassen, wenn sie beobachtet, dass Preise zu sehr anziehen, die Wirtschaft „überhitzt“. Die Zinssteigerung soll dann wie ein Dämpfer wirken. 

Der EZB-Rat, das oberste Gremium der Notenbank, bestehend aus 25 Mitgliedern. Der Rat tagt alle zwei Wochen und blickt auf die wirtschaftliche Gesamtlage, stellt Prognosen zu Konjunktur und Inflation an. Alle sechs Wochen fasst sie darauf aufbauend dann einen „geldpolitischen Entschluss“, legt also die Leitzinsen fest. 

Den Beschluss verkündet EZB-Chefin Christine Lagarde dann in einer Pressekonferenz. Diese findet immer an einem Donnerstagnachmittag um 14.30 Uhr in den Räumen der EZB in Frankfurt am Main statt. 

Die EZB strebt „stabile Preise“ an. Praktisch heißt das, dass der Leitzins die Geldmenge bestenfalls so ansteigen lässt, dass sich die Verbraucherpreise jährlich um 2 Prozent erhöhen. 

Die EZB wird über eine Änderung des Leitzinses immer dann nachdenken, wenn sich abzeichnet, dass die tatsächliche Preisentwicklung über eine längere Zeit von diesen 2 Prozent abweicht. 

Dies ist meist in bestimmten Konjunkturphasen der Fall: Eine (zu) geringe Inflation sehen wir meist in Phasen, in denen die Wirtschaftsleistung stagniert, die Konjunktur „schwächelt“ (wie während der Corona-Pandemie 2020 und 2021). 

Eine (zu) hohe Inflation kann dagegen vorkommen, wenn die Wirtschaft „brummt“. In dem Fall produzieren Unternehmen an der Obergrenze ihrer Kapazitäten. Verbraucher fragen mehr nach, als produziert werden kann. 

Indem die EZB über den Leitzins Geldmenge und Preisentwicklung steuert, kann sie idealerweise auch Impulse für die Konjunktur – die gesamtwirtschaftliche Lage – setzen. Dies kommt ihrem nachgelagerten Ziel zugute: ein „angemessenes Wirtschaftswachstum“ zu unterstützen.

Das hat in erster Linie psychologische Gründe. Es geht darum, einen Anreiz für Verbraucher und Unternehmen zu schaffen, zu konsumieren und zu investieren – und damit die Wirtschaft am Laufen zu halten. 

Die Idee: Sofern die moderate Geldentwertung von der Notenbank glaubhaft vermittelt wird, geben Verbraucher eher Geld aus, bevor es auf dem Sparkonto weniger wert wird. Mitarbeiter sind motivierter, weil sie mit einer Lohnsteigerung auf dem Papier rechnen können. Unternehmen können auf höhere Preise beim Absatz ihrer Produkte hoffen.

Wegen der Geldentwertung können sich Arbeitnehmer praktisch nicht wirklich mehr leisten, Unternehmen machen real keine höheren Gewinne. Nominal stehen aber höhere Summen auf dem Papier. Das genügt aber, dass Wirtschaftsteilnehmer aktiv werden und eine Wirtschaft nicht stagniert.

In den Jahren nach der Finanzkrise haben EZB und Fed den Leitzins immer weiter gesenkt, zuletzt bis auf null. Zusätzlich haben die Notenbanken Staatsanleihen angekauft. Die EZB kaufte auch Staatsanleihen hochverschuldeter EU-Länder – und gab diesen so (günstige) Kredite. 

Die Notenbanken gaben damit viel günstiges Geld in den Markt, mit dem Ziel, die Wirtschaft am Laufen zu halten – und im Falle der EZB die Eurozone zusammenzuhalten. Auf dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise 2012 verkündete der damalige EZB-Chef Mario Draghi etwa, er werde „alles tun, um den Euro zu retten.“

Angesichts einer Rekordinflation von 9,1 Prozent in der Eurozone und 7,9 Prozent in Deutschland im August 2022 nahm der Druck auf die Notenbanken zu, die Geldentwertung zu stoppen und die Inflationserwartungen in den Griff zu bekommen. Dabei spielt der Leitzins eine entscheidende Rolle. Die angestrebte Inflation liegt eigentlich bei 2 Prozent. 

Die Fed hat am 15. Juni den Leitzins überraschend um 0,75 Prozent auf einen Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben und erhöhte Ende Juli weiter auf einen Korridor von 2,25 – 2,5 Prozent. Die EZB erhöhte die Leizinsen am 21. Juli 2022 um 0,5 Prozentpunkte. Zum 14. September steigen sie um weitere 0,75 Prozentpunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz (oberster Kreditzins) liegt nun deutlich im positiven Bereich, bei 1,25 Prozent.

Die Herausforderung für die Zentralbank ist es, den Leitzins stets so zu justieren, dass Verbraucherpreise dauerhaft um 2 Prozent steigen. In der Theorie ist dies jedoch leichter als in der Praxis. 

Vor allem, weil sich Inflation nicht immer über eine höhere Nachfrage nach Gütern ergibt, sondern bisweilen auch durch zu knappes Angebot.

Und so kommt die Zinspolitik der EZB auch an Grenzen bzw. bringt eine bestimmte Zinsentwicklung auch Probleme mit sich. Die wichtigsten haben wir für Dich zusammengetragen.

1. Wenn Nullzinsen keine Wirkung mehr zeigen

Es gibt Situationen – etwa die Staatsschuldenkrise 2012 oder der Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 – in denen Preise nicht steigen, obwohl viel billiges Geld zur Verfügung steht. Grund ist, dass Verbraucher wie Unternehmen die gesamtwirtschaftliche Lage skeptisch betrachten und eher zurückhaltend agieren.

2. Wenn eine Zinserhöhung keine Wirkung zeigt

Umgekehrt gibt es auch Situationen, in denen eine Zinserhöhung kaum etwas nützen dürfte. Nämlich dann, wenn die Preise aufgrund eines knappen Angebots steigen und nicht aufgrund der Geldmenge. Die Zinspolitik stößt an Grenzen.

Nach dem ersten Corona-Schock etwa fuhren Unternehmen 2021 ihre Produktion wieder hoch. Das ließ nicht nur die Nachfrage nach und Preise für Energie steigen. Auch viele importierte Bestandteile von Gütern oder Rohstoffe waren nun knapp und damit deutlich teurer. 

Als nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Gas und Öl noch knapper und teurer wurden und sich das auf Strom- und Benzinpreise auswirkte, kletterte die Inflation in Deutschland bis auf 7,9 Prozent im August 2022

Wenn eine (hohe) Inflation zu lange dauert und die Lebenshaltungskosten deutlich steigen, werden Angestellte früher oder später mehr Lohn von ihren Arbeitgebern fordern – als Inflationsausgleich. 

Im schlimmsten Fall ergibt sich eine sog. Lohn-Preis-Spirale. In dem Fall würden Unternehmen die höheren Lohnkosten auf die Preise umlegen – was die Inflation weiter befeuert.

Eine Notenbank müsste hier entschieden eingreifen und Leitzinsen erhöhen, um die Inflation zu drücken. Ist die Wirtschaft dann jedoch nicht stark genug aufgestellt, besteht die Gefahr einer Rezession. 

Während Kreditnehmer von niedrigen Zinsen profitieren, ist es für Sparer umgekehrt. Niedrige (negative) Einlagenzinsen bedeuten Null- oder Strafzinsen auf Girokonto oder Tagesgeldkonto. 

Mit der „Zinswende” vom Juli und September steigen direkt auch die Sparzinsen wieder an. Wer für 12 Monate sein Geld bei einer schwedischen Bank fest anlegt, erhält bestenfalls wieder 1,45 Prozent (Stand 8. September 2022). Auch dürften Banken nun flächendeckend Strafzinsen für hohe Guthaben abschaffen. Der Einlagenzins, den Banken für zu viel Bares bei der EZB zahlen müssen, liegt seit dem 14. September bei 0,75 Prozent, zuvor waren es noch minus 0,5 und dann null Prozent.

Im Moment beobachten wir erste positive Sparzinsen, explodierende Kreditzinsen und eine Inflation von mehr als 8 Prozent durch knappes Angebot an Rohstoffen und Energie. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, wie Du dies am besten für Dich nutzt.

Überlege gut, wenn Du jetzt eine Immobilie kaufst. Kreditzinsen haben sich seit Jahresbeginn bereits verdreifacht. Kaufen lohnt sich noch am ehesten, wenn Du Dir sicher bist, dass Du sie auch selbst nutzt und einen beträchtlichen Teil des Kaufpreises aus Eigenkapital stemmen kannst. Bewohnte Immobilien als Kapitalanlage zu finanzieren wird immer teurer und kann durch die geringen Bestandsmieten kaum mehr aufgewogen werden. Du zahlst also wahrscheinlich drauf.

Wegen der geringen Sparzinsen lautete lange die Devise, Geld in sogenannte Sachwerte anzulegen, statt auf dem Konto liegen zu lassen. Dazu zählen Immobilien, aber auch Aktien. Nun steigen aber die Immobilienpreise weiter (bei steigenden Zinsen) und auch die globalen Wirtschaftsdaten sind eher mau, was den Aktienmarkt belasten kann. 

Dafür kehren die Sparzinsen langsam aber sicher zurück. Auf schwedisches Festgeld mit Laufzeit 12 Monate gibt es bereits 1,45 Prozent Zinsen. Negativzinsen auf Girokonten sind nahezu verschwunden. Das gleicht die Inflation zwar lange nicht aus, ist aber ein erster Schritt.

Eine pragmatische Lösung: Streue Deine Geldanlagen. Lege etwas langfristig in internationale Aktien an (mittels ETFs), behalte etwas Geld auf der hohen Kante. Wenn es Dir um Werterhalt geht, kannst Du auch bis zu 10 Prozent Deines Vermögens in Gold investieren – wobei das Edelmetall gerade ebenfalls so teuer ist wie nie. Überlege Geld, das Du für ein, zwei Jahre entbehren kannst, bei einer Bank zu lassen, die Dir etwas höhere Zinsen bietet. Schau hier in unseren Festgeld-Vergleich. Kryptowährungen

Wir raten davon ab, in spekulative und stark schwankende Produkte wie Kryptowährungen zu investieren. Dass manche traditionelle Geldanlagen nicht mehr ganz so attraktiv sind, heißt nicht, dass Du plötzlich mit Bitcoin und Co. leicht Gewinne machst. Im Gegenteil, zuletzt haben Kryptowerte immens an Wert verloren. Man spricht auch vom Krypto-Winter. Du kannst also viel verlieren. Lege daher höchstens Geld in Kryptowährungen und Co. an, das Du nicht brauchst („Spielgeld“).

Reduziere Deinen Verbrauch von Strom, Gas und Benzin soweit möglich, zum Beispiel durch eine eigene (eventuell geförderte) Solaranlage auf Dach oder Balkon oder langsames Fahren auf der Autobahn. Wo es sie gibt, nimm staatliche Förderung mit (KfW-Kredite beim Hausbau, Energiegeld etc.).

Früher als gedacht hat der EZB-Rat beschlossen, den Ankauf von Staatsanleihen auslaufen zu lassen. Statt im dritten Quartal, wie es bislang hieß, wurde das Ankaufprogramm bereits zum 1. Juli gestoppt. In einem Blogbeitrag vom 23. Mai 2022 plädierte EZB-Chefin Lagarde überraschend deutlich für eine Normalisierung der Geldpolitik. Die Zinsschritte, die die EZB am 21. Juli kommuniziert hatte, fielen nochmal höher aus als bei der Ankündigung zuvor. Der deutliche Zinsschritt zum 14. September unterstreicht, dass die EZB es mit der Inflationsbekämpfung ernst nimmt und dafür gar eine Rezession in Kauf nehmen würde.

Der Zinsschritt dürfte die aktuelle Inflation, ausgelöst durch knappe Energieträger, weniger beeinflussen können. Allerdings orientiert sich die EZB bei ihren Prognosen mehr an der sogenannten Kerninflation, die vorübergehende Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln nicht widerspiegelt, sondern vielmehr die Inflationserwartungen der Wirtschaft reflektiert.

Diese lägen mittlerweile bei mehr als 4 Prozent und sei damit zu hoch. Eine ultralockere Geldpolitik, die disinflationäre Tendenzen (also Preisdruck nach unten) bekämpfen müsse, sei nicht mehr nötig. Angebracht sei stattdessen eine zügige Normalisierung der Geldpolitik.

Für die Eurozone hat die EZB ihre Inflationsprognose deutlich nach oben angepasst auf 8,1 Prozent für gesamt 2022, von 5,5 Prozent für 2023 und von 2,3 Prozent für 2024. 

Seit 14. September 2022 liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB („Leitzins“) für mittelfristige Kredite bei 1,25 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz für kurzfristige Kredite bei 1,5 Prozent und der Einlagensatz bei 0,75 Prozent.

Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Federal Reserve (Fed) nutzen den Leitzins als Instrument, die Geldmenge am Markt und so indirekt die Verbraucherpreise zu steuern. 

Der Leitzins ist der oberste Kreditzins und definiert, wie teuer es für Banken ist, Zentralbankgeld nachzufragen.

Je höher der Leitzins, desto teurer ist es für Banken, sich Geld zu leihen. Die Nachfrage sinkt, Geld wird knapper, die Preise steigen. Umgekehrt bedeutet ein niedriger Leitzins oft eine höhere Nachfrage nach Geld, mehr Geld ist im Umlauf und Preise sinken. 

Ziel der EZB ist es, den Leitzins so zu setzen, dass mittelfristig eine Inflation von 2 Prozent gegeben ist. Das gibt Verbrauchern und Produzenten Impulse, Geld in die Hand zu nehmen – also zu konsumieren oder zu produzieren –, bevor es auf Sparkonten weniger Wert wird. Das hält die Wirtschaft am Laufen. 

Es gibt Situationen, in denen die Zinspolitik an ihre Grenzen stößt. Etwa, wenn der Leitzins bereits auf null steht, es also gratis Zentralbankgeld gibt, aber die Nachfrage danach ausbleibt. Das kann in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit der Fall sein, wie etwa während der Staatsschuldenkrise 2012 bis 2015 oder nach Ausbruch der Corona-Pandemie 2020.

Andererseits gibt es Umstände, die eine Zinspolitik vielleicht ins Leere laufen lassen. Etwa dann, wenn die Preissteigerungen wie im Moment durch ein knappes Angebot an Energieträgern ausgelöst sind. Entscheidend für die EZB sind aber die Inflationserwartungen der Wirtschaft bzw. die Entwicklung der sog. Kerninflation, die Preisschocks bei Energie und Lebensmitteln nicht berücksichtigt.

Im Mai 2022 plädierte EZB-Chefin Lagarde für eine Normalisierung der Geldpolitik, da die Inflationserwartungen in der Euro-Zone nun im deutlich positiven Bereich lägen. Eine ultralockere Geldpolitik, die disinflationäre Tendenzen (Preisdruck nach unten bei lahmender Wirtschaft) bekämpfen sollte, sei nicht mehr angebracht.

Am 21. Juli 2022 gab die EZB bekannt, den Hauptrefinanzierungssatz von null auf 0,5 Prozent anheben. Der Spitzenrefinanzierungssatz stiegt auf 0,75 Prozent. Der Einlagenzins ist nicht mehr negativ, sondern wurde auf null Prozent angehoben. Zum 14. September steigen alle Zinsen erneut um 0,75 Prozentpunkte an.

Immobilienkreditzinsen ziehen wieder an. Doch auch Sparzinsen steigen langsam. Als Verbraucher streust Du Deine Geldanlage am besten. Investiere einen Teil in internationale Aktienfonds (ETFs), mische vielleicht etwas Gold bei, kaufe eine Immobilie nur, wenn Du planst, selbst einzuziehen und ordentlich Eigenkapital mitbringst. Lasse einen Puffer auf dem Girokonto liegen.

Der Leitzins beeinflusst die Geldmenge am Markt und diese beeinflusst die Verbraucherpreise, so die ökonomische Theorie.

Ganz einfach gesprochen: Ist der Leitzins gering und mehr Geld am Markt zur Verfügung, ist jeder einzelne Euro weniger Wert. Preise für Güter erhöhen sich, die Inflation nimmt zu.

Umgekehrt: Setzt man den Leitzins hoch, nimmt man Geld vom Markt, jeder einzelne Euro ist mehr wert. Preise sinken, die Inflation nimmt ab.

In einem Gleichgewicht mit stabilen Preisen und stabiler Wirtschaftsleistung wäre der Leitzins so gesetzt, dass Banken eine bestimmte Geldmenge nachfragen und diese als Kredite weiter in die Wirtschaft geben (Geldangebot entspricht Geldnachfrage).

Unternehmen und Privatleute investieren entsprechend. Ein Teil des Geldes wird verkonsumiert. Der Rest landet auf den Sparkonten (Sparquote entspricht Investitionsquote).

Die Leitzinserhöhung löste auch aus, dass die Zinsen für Immobilienkredite anstiegen.

Besonders hart trifft es alle, die aktuell ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen. Denn einerseits steigen die Immobilienpreise weiter – nicht zuletzt wegen knapper Baustoffe – , auch wird auch die Finanzierung teurer. Innerhalb weniger Monate haben sich die Zinsen für den Wohnungsbau mit Zinsbindung 10 Jahre verdreifacht.

Für viele dürfte der Traum vom Eigenheim daher wieder in die Ferne rücken.